Heute geht es nun auf die Kanäle. Wir meinen, uns gut vorbereitet zu haben. Vor uns liegen 12 Schleusen auf 28 km. Kurz hinter Chalon-sur-Saône biegt der Canal du Centre ab. Wir rufen bei VNF zum Anmelden an und bekommen die Nachricht, dass wir wegen des Wassermangels auf ein zweites Boot warten müssen. Erst wenn ein solches auch nach längerer Zeit nicht erscheint, können wir alleine schleusen. Kaum haben wir am Wartesteg angelegt, kommt schon ein schweizer Boot "Baccus", welches auch in der Marina gelegen hatte. Gemeinsam geht es nun los. Bei Schleusen mit 5,20 Hub gibt es Schwimmpoller, bei den anderen Schleusen muss jemand an der Leiter nach oben klettern und die Leine um einen Poller legen. Hoch muss aber in jedem Fall jemand, um an einer Leine zu ziehen, womit der Schleusenvorgang eingeleitet wird. Das Wasser schießt mit einiger Gewalt in die Schleusenkammer, man hat Probleme, das Boot zu halten. Furchtbar kritisch ist das allerdings nicht, weil die Schleusenkammern schmal sind und das Boot nicht viel Bewegungsmöglichkeit hat. Nach der Anmeldung öffnen sich die Schleusen automatisch, wir brauchen ca. 10 Minuten für eine Schleuse.

 

Bei der Brücke nach der Schleuse 32 (km 13, le Gue Bouhard), erwischt es uns das erste Mal. Es sieht gerade noch so aus, dass wir unter der niedrigen Brücke hindurchkommen, da bleibt unsere Gerätekonsole – der höchste Punkt – unter der Brücke hängen und wird weggedrückt. Holz splittert, die beiden Geräte purzeln hinaus, bleiben aber unbeschädigt. Aber die Konsole ist hin. Wahrscheinlich war noch so viel Bewegung im Wasser, dass es uns am Ende der Brücke hochgedrückt hatte. Dabei bleibt es aber nicht. Beim Ausfahren aus der nächsten Schleuse – 31, de Fontaines – verfängt und verhakt sich ein Ballfender in der Öffnung zwischen zwei Teilen der Schleusenbrücke. Die Fenderleine hält, unsere Reling leider nicht. Ein Stück von ca. 2 m wird losgerissen und fällt mit dem Fender ins Wasser. Bronzestreben brechen aus der Halteplatte aus. Die nachkommenden Schweizer versuchen, die Teile rauszufischen, dabei schließt sich das Schleusentor und sie sitzen in der Schleuse gefangen. Anruf bei VNF: Hilfe kommt in etwa drei Stunden, es dauerte dann aber nur 45 Minuten. Der Fender ist hin, gut dass wir in Lyon 2 weitere gekauft hatten. Während der Wartezeit auf den VNF-Mann repariere ich die Reling soweit, dass sie hält aber keine Belastung vertragen kann. So hatten wir uns die Fahrt weniger vorgestellt. Vor kurzem noch sollte der Kanal wegen Wassermangels gesperrt werden und jetzt hat er mindestens den Normalstand. Die angegebene Durchfahrtshöhe von 3,50 beinhaltet bei vielen Brücken keinerlei Sicherheitsreserven. Langsam lernen wir, uns vorsichtig durchzuziehen, Ulla unten an den Seiten und ich mit eingezogenem Kopf auf der Flybridge.

 

Der Kanal schlängelt sich durch eine gepflegte grüne Landschaft, immer wieder hat man weite Aussicht. Am Halteplatz von Santenay legen wir an. Es gibt Wasser, Abfallbehälter und einen Picknicktisch. Mit den beiden Schweizern Gerda und Heinz gehen wir die Tagesgeschehen durch. Danach baue ich den Rest der Konsole ab, ein nicht benötigtes Echolot aus und reinige und verklebe die alte Öffnung mit Superklebeband. Nach dem Essen pumpen wir Wasser in die Bilge, um das Boot weiter tiefer zu liegen zu bekommen. 7 cm müsste das gebracht haben.

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3.6.

In den frühen Morgenstunden gewittert es kräftig und dann regnet es bis gegen Mittag. Wir legen einen Ruhetag ein, bei Regen in den Schleusen herum zu klettern kommt uns nicht vernünftig vor und die Missgeschicke von gestern stressen auch noch immer. Gehen zum Mittagessen in den Ort Santenay. Überall Hinweise auf Weinkellereien. Es gibt zwei große Restaurants, von denen das eine schon voll ist, im zweiten finden wir Platz. Einzige Touristen unter den einheimischen Gästen. Danach fahre ich mit dem Rad die Strecke bis St. Leger-sur-Dheune ab und schaue mir die Brücken an. Allerdings bringt das nicht sehr viel, denn ein Abschätzen der Höhe mit Zentimeter-Genauigkeit ist nicht möglich.