Der Wind modelliert unser Biminigestell
Wir haben nur 10 nm vor uns bis Erdek und das unter Land, was gegen den (auch erst für Nachmittag) sich verstärkenden NE-Wind schützen sollte. Ausserhalb des Hafens bläst es um 9:00 schon ganz kräftig, wir machen uns daher erst voll im Hafenbecken fertig und ich setze auch das Stützsegel. Draussen Wind aus ENE mit 14 m/s, Stützsegel stabilisiert. Das Bimini haben wir offen gelassen und es scheint diesem Wind gut widerstehen zu können. Zwischendurch lässt der Wind nach um einen Augenblick später verstärkt aus vollkommen anderer Richtung zu blasen. Kurz nach 10:00 fahren wir an einer grösseren Bucht vorbei als plötzlich eine Böe aus Osten kommt und mit solch einer Stärke (ich meine, 19 m/s auf der Anzeige gesehen zu haben), dass sie die Schaumkronen zu Sprühnebel zerreisst. Auf einmal verzieht es die Rohre des Biminis und einen Bogen reisst es aus der Halterung. Ich bekomme das Hauptgestänge in den Griff und halte mit aller Gewalt fest, während der Autopilot uns weiter bringt. Nach 10 Minuten ist der Spuk vorbei, wir vertäuen das Biminigestell an einer Klampe auf Deck und fahren dicht unter Land bis Erdek. Landschaftlich mal wieder eine schöne Strecke, im Osten die Halbinsel und im Westen die Paşalimanı-Insel. In Erdek legen wir längsseits an einer kurzen Pier an, bekommen dort auch Strom. Nach vielen Tagen in kleinen und kleinsten Fischerhäfen ist Erdek eine richtige Stadt mit vielen Cafés am Ufer, Einkaufsstrassen und breitem Angebot. Wetter bewölkt sich langsam und da auch für morgen noch Starkwind vorausgesagt wird, werden wir hier nun den ersten Ruhetag einlegen. Die kurze Fahrt mit wechselndem Wind aus allen Richtungen, was mit den Voraussagen nichts mehr zu tun hatte, hat uns in der Praxis gezeigt, wovon schon viele Segler erzählt hatten. Den verbogenen Biminibogen haben wir abgebaut und auf der Pier einigermassen gerade biegen können. Beim nächsten windigen Tag werden wir es auch bei Sonne einklappen!
19.5.
Weiterhin Starkwindwarnung, wir bleiben im Hafen. Das Navtex-Gerät wieder untersucht und festgestellt, dass die Antenne nicht richtig fest sitzt. Also Antennenstecker auseinander genommen und wieder anständig zusammengebaut. Dachte ich, hat aber auch nichts geholfen, werde nun Kontakt mit dem Hersteller aufnehmen. 12V-Steuertafel mit neuen Kennzeichnungen versehen, Bootsdokumente aktualisiert. Am Vormittag gab es Märsche von Schulklassen und der Armee in der Nähe. Nachmittags zweite Internetsitzung und Abends im Fischlokal mit guter Sicht über den Hafen gegessen.
20.5.
Gleiche Wetterlage, noch ein Tag in Erdek. Die Frischwasserpumpe brummt ab und zu, es geht zum Leck suchen. Eines findet sich bei der kleinen Pumpe der Scheibenwaschanlage, für die Reparatur mit kleinen Schläuchen und wenig Platz zum Arbeiten gehen einige Stunden hin. Nachmittags Runde durch die Stadt ausserhalb des Zentrums gemacht, dabei zwei Löcher im Gürtel machen lassen (1 TL) und zufällig passendes Fliegengitter für unsere Fliegenschutzrahmen gefunden (7TL). Somit auch der Nachmittag fürs Basteln gerettet. Vorgestern kamen mit uns ein französisches Segelboot, Boreal, in den Hafen; daneben liegt ein nicht türkischer Katamaran und heute kam noch ein Segelboot. Wetter mehr bewölkt und der Wind schein sicht etwas gelegt zu haben, morgen sehen wir weiter.