"Lottogewinn" Überfahrt von Korsika nach Menton

Um 5:30 im Dunkeln losgefahren, wir haben 92 nm vor uns. Und die Fahrt wurde ein Lottogewinn! Glatte See, höchstens ab und zu etwas gekräuselt, 70 Meilen kein Wind und dann auch nur schwache 2 Bft, besser ging es nicht. Am Morgen kommen noch 2 Segelboote entgegen, von einem grossen Segler S/Y Mondango (52 m) werden wir überholt, eine Fähre und zwei kleinere Motorboote, ansonsten sind wir alleine. Bis auf Delfine, die immer wieder an den Seiten vorbeiziehen und schliesslich taucht nach Sizilien unser zweiter Wal auf! 30 Meilen vor der Küste bekommen wir das erste Mal Land in Sicht. Um 17:00 legen wir im Gemeindehafen von Menton an der italienisch-französischen Grenze vor der Capitainerie an. Vom Hafenmeister wird der Platz gezeigt, weitere Hilfeleistung von Seiten des Personals gibt es nicht – scheint in Frankreich nach den bisherigen Erfahrungen so üblich zu sein. Auf diesem Platz können wir 4 Tage liegen bleiben, hier werden wir den kommenden Starkwind an uns vorbei ziehen lassen. Sehr schöne Lage mit direktem Blick auf die Altstadt und kurzem Weg dorthin.

17.9.

Bis zum Abend ist weder der vorausgesagte Wind noch Regen und Gewitter gekommen. Am Morgen Wäsche zur Wäscherei gebracht, Abholservice wie in Türkei, Griechenland und Italien scheint es hier nirgends zu geben. Wir bekommen sie erst am Dienstag zurück, somit sind wir 4 Tage in Menton. Tour durch die Altstadt gemacht. Ein  Wirrwar von schmalen Gassen, Durchlässen, Treppen führen bis zum alten Friedhof hoch über der Stadt. Dort findet man eine Menge alter Gräber mit deutschen, russischen, polnischen, englischen, amerikanischen und vielen anderen Inschriften vom Ende des 19. Jahrhunderts. Man vergisst beim Anschauen die Zeit. Am Nachmittag einmal an einem Strand an der französischen Riviera geschwommen. Gegen Abend legt neben uns eine italienische Segelyacht an, d.h. sie versuchen es. Der Skipper gibt keinerlei Anweisungen. Sie müssten mit dem Bug an der Boje festmachen. Der Mann, der am Bug steht, bekommt die Boje nicht zu fassen, sie fahren in Ruhe weiter an den Steg. Keinerlei Festmacher geordnet zur Verfügung und dann das grosse Wundern, wie eigentlich der Bug befestigt wird. Der Hafenmeister gibt schliesslich eine lange Leine, dann fahren sie mit Heck festgemacht wieder nach vorne. Dabei liegen sie allerdings mehr quer und immer wieder über unserer Bugleine, als das sie geradeaus kämen. Wir schieben und drücken. Irgendwann  klappt es dann doch; weil es aber wohl so viel Spass gemacht hat, haben sie die Bugleine an der Boje nicht auf Slip gelegt, sondern mit einem Knoten befestigt! 

... um uns herum ist es windig, wir sitzen mitten drin in einem relativen Windloch

18.9.

Die Italiener sind am Morgen abgefahren. Auf die Idee, die Boje am Boot nach hinten zu führen, wo sie leichter zu erreichen ist, kamen sie nicht. Da sie auch keine Lust hatten, sich über den Bug zu hängen wie bei der Ankunft, haben sie das Messer gezogen und die Leine einfach durchgeschnitten, und zwar so, dass 4 – 5 m Leine nun an der Boje hängen und anderen Booten Probleme machen können. Wir reden morgen mit dem Hafenmeister,  am Sonntag ist das Büro geschlossen. Heute ist nun erst einmal Gewitter und Regen angesagt, am Nachmittag dann kommt der Wind und bringt einigen Schwell an unseren Liegeplatz. Gut dass wir inzwischen die Stahlfedern in Betrieb genommen haben.

Bürotag mit email, homepage etc. Xavier vom französischen Grand Banks-Club meldet sich. Er war im Sommer mit seiner GB 36 auf den Kanälen gefahren, wir wollen uns treffen und darüber reden.  

19.9.

Abwechselnd Sonne und Wolken mit kurzen Regenschauern. Haben noch einmal Bücher zum Lesen gekauft, die reichen wahrscheinlich auch bis zum nächsten Jahr. Unsere Wäsche am Nachmittag abgeholt, jetzt steht dem Weiterfahren nichts mehr im Wege. Die neben uns liegenden Schweden erwarten einen Segelfreund aus unserer Heimatstadt Espoo. Er kommt auch, aber beide Boote fahren gleich in die neue Marina, weil ihnen der Schwell auf unserem Platz vor der Capitainerie zu stark ist. Habe versucht, Liegeplätze über das Reservierungszentrum der Côte d’Azur zu reservieren, die haben aber überhaupt nur einen Platz in allen Häfen anzubieten. Wir werden morgen einfach los fahren.