Endspurt gegen die Klauen des Marmarameeres

Heute ist der letzte Tag unserer Fahrt, wir brauchen noch 2,5 bis 3 Stunden nach Istanbul. Am Morgen liegen über dem Bosporus noch Wolken, wir machen letzte Aufräumarbeiten und fahren dann um 10:00 Uhr los; keine Sturmwarnungen.  Vom Schwarzen Meer drückt ausserhalb des Hafens starker Schwell in den Bosporus hinein. Nachdem wir auf die Nordseite gewechselt haben, beruhigt sich das Wasser. Sogar die Sonne kommt durch. Wir fahren langsam den Bosporus hinunter und geniessen die Landschaft; ein tolles Gefühl!

Kurz vor der alten Bosporusbrücke frischt der Wind auf und innerhalb weniger Minuten sind wir wieder in einem Hexenkessel. Es bläst direkt aus Süden vom Marmarameer her. So lange wir noch den Wind und die kurzen und harten Wellen von vorne bekommen ist es irgendwie auszuhalten. Nachdem wir dann aber Richtung Hafen Kalamış steuern, bekommen wir Wind und Wellen von der Seite. Jetzt hilft nichts weiter als Geschwindigkeit so weit runter, dass gerade noch eine ausreichende Steuerfähigkeit erhalten bleibt; der Tag gestern auf dem Schwarzen Meer hat seine Steigerung bekommen!  Der Hafen antwortet nicht auf Funk, über GSM erreiche ich Ali, der dann mit dem Hafen spricht und sie uns ein Boot entgegen schicken. Die Wellen rollen quer vor der engen Einfahrt auf das nahe liegende Ufer und es hilft nichts weiter als mit hoher Geschwindigkeit hindurch in das ruhige Hafenbecken. ENDGÜLTIG GESCHAFFT! Wir legen mit dem Heck an der äusseren Mole  an, über die der Sturm das Wasser treibt (nach 4 Stunden ist dieser lokale Spuk vorbei, der auch an Land einigen Schaden anrichtete). Feryal kommt, und wir gehen nach herzlicher Begrüssung erst einmal in die Marina Brasserie zum Essen. Später kommt auch Ali hinzu, wir beginnen, die nächsten Tage zu planen und bestellen einen Agenten, der das Einklarieren erledigt. Am Abend dann zu Feryal nach Hause, unsere Fahrt ist beendet.

 

 

Während 4,5 Monaten sind wir in 500 Fahrstunden 6300 km durch 11 Länder gefahren. Wir haben viele neue Eindrücke und neue Freunde gewonnen. Weder die Bürokratie noch die Menschen haben irgendwo Probleme verursacht; alles war viel leichter, als auf Grund der vorher gesammelten Unterlagen angenommen. Diese Fahrt durch Europa können wir jedem, der die Möglichkeit hat, nur empfehlen!

Wegen des Sturmes musste sogar mal das Fotografieren unterbleiben und die Aufnahmen vom Goldenen Horn und Umgebung sind deswegen Fotos vom April dieses Jahres!