6 Stunden lang auf die Uhr geschaut >>> "wann ist das vorbei?"

Am Vorabend hatten wir uns von Kirsi noch die Wettervorhersagen aus dem Internet geben lassen, danach war vom Wind her alles im grünen Bereich. Auch Navtex Istanbul hat keine Warnungen gegeben. Die Fischerboote im Hafen starten genau um 7:00 und fahren in langer Schlange aus. Wir lichten um  7:30 den Anker. Es ist bewölkt, ab und zu kurze Regenschauer. Wind so wenig, dass ich das Stützsegel nicht setze. Ab 10:00 dann ändert sich die Situation schnell; Wind kommt auf, wir schätzen zwischen 8 – 10 m/s (unser Windmesser gibt keine vertrauenswürdigen Daten).  Die Wellen, die uns jetzt entgegen rollen, haben mit diesem durchaus verträglichem  Wind allerdings nichts gemeinsam. Sechs Stunden lang kämpfen wir uns durch 4 – 5 m hohe Wellenberge, Wasser kommt ins Boot, der Bilgenalarm alarmiert regelmässig und ich pumpe zur Unterstützung immer wieder mit der Handpumpe. Auf der rund 68 Meilen langen Strecke gibt es besonders bei diesem Wetter keine brauchbaren Nothäfen, wir müssen also bis zum Bosporus kommen. Da wir nicht im Dunkeln fahren möchten, halten wir auch unsere Geschwindigkeit mit 8 Knoten bei, was die Fahrt natürlich nicht ruhiger macht. Ohne unseren Autopiloten wäre das Fahren so unmöglich gewesen. Gut war, dass die Wellen relativ lang waren, aber wir haben noch nie so oft auf die Uhr geschaut und uns im Stillen beide gedacht, ob unsere Fahrt so kurz vor dem Ziel hier endet. Vor dem Bosporus dann unzählige Schiffe auf Reede, mit geringeren Touren arbeiten wir uns hindurch und erreichen dann endlich den Hafen Poyraz  am Nordostende des Bosporus. GESCHAFFT!! Dreimal versuchen wir in der Hafenbucht zu ankern, aber der Anker hält nicht und wir heben jedesmal Seegras und Schlamm hoch. Dann fahren wir zu den Fischerbooten und können hinter ihnen am Kai festmachen. So einen Tag hatten wir noch nicht erlebt, aber das Boot hält und wir haben wieder viel Erfahrung gesammelt. Opfer des Tages waren eine Deckbürste, unser Bugstrahler funktioniert nicht mehr (in Istanbul stellte ich fest, dass nur eine Leitung gerissen war, schon repariert) und die Handbilgenpumpe scheint mir auch beim letzten Pumpen den Geist aufgegeben zu haben.  Wasser ist an vielen Stellen durchgekommen und wir verbringen einige Stunden beim Aufräumen und Trocknen. Für den nächsten Tag wird im Navtex Starkwindwarnung für das Schwarze Meer gegeben.