Entzaubertes zauberhaftes Gemiler
Kenterversuch nachts um 1 Uhr!
Heute geht es zu der Gemiler Insel, bei der wir schon einmal mit einer Blauen Fahrt waren – es gibt also Erwartungen. Betreffend der Landschaft werden die auch voll erfüllt. Die Insel liegt geschützt in einer grossen Bucht vor hohen Bergen, der Baba Dağı fast 2000 m hoch. Auf der Insel gibt es eine Siedlung aus der byzantinischen Zeit mit relativ viel gut erhaltenem Bauwerk. Am interessantesten ein gedeckter Gang vom Ufer zur höchsten Erhebung. Am Ufer Häuserreste und im Wasser Grundrisse einer abgesunkenen Häuserzeile. Wir ankern davor, ich schwimme rüber und schaue mir die Ruinen an. Kaum zurück, erscheint ein Wärter, der die obligatorischen 8 TL Eintrittsgeld kassiert.
Enttäuschend der Tivolibetrieb, der sich jetzt hier eingenistet hat. Tagesausflugsboote kommen und gehen ununterbrochen. Kaum sind sie fest, stürzen sich Anbieter mit allen möglichen motorisierten Wasser“fahrzeugen“ auf sie und holen sich Kundschaft. Die rast dann mit Wasserskootern, Bananaboats, Ringen etc. durch die Enge zwischen Festland und Insel, machen einen Höllenmotorenlärm, den das Publikum mit eigenem Geschrei versucht zu übertönen. Schwimmen ausserhalb der Kiellinie der Boote ist nicht mehr zu empfehlen. Die Schönheit dieses Platzes wird ganz einfach entzaubert. Gegen abend kommen dann die Gulets, die hier übernachten. Wenn man Glück hat, sind die Passagiere ruhig, wenn man Pech hat, dann eben nicht. Neben uns legt eine Gulet mit 12 jungen Amerikanern an, die zuerst einen ganz verträglichen Eindruck machen. Nach dem Abendessen geht es dann mit Spielen los, bei denen auch kräftig Alkohol gekippt wird und der Dezibellevel immer höher steigt. Gegen 23:00 bittet Ulla, ob sie vielleicht etwas weniger schrill schreien könnten, nach 24:00 versuche ich ihnen zu erklären, dass sie nicht allein in der Bucht sind. Ich schlafe auf der Flybridge und wache um 1:30 wegen eines komischen Geräusches auf, hebe meinen Kopf und schaue direkt einem der Amerikaner ins Gesicht, der an der Salonseite hoch geklettert war. Mein finnischer PERKELE-Fluch schleudert ihn ins Wasser, er schwimmt dem Rat seiner Freunde folgend schnell unter dem Kiel ihres Bootes auf die andere Seite. Der Rest der Nacht vergeht mit Horchen, ob noch einmal jemand kommt, richtiger Schlaf ist nicht mehr angesagt.